Inselgarten Wuppertal: Nachbarschaft blüht auf

Stand:
Der Gemeinschaftsgarten auf dem Grundstück der Diakoniekirche in der Elberfelder Nordstadt steht allen Menschen aus dem Stadtviertel offen.  
Eine Gruppe steht in einem Garten
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Es begann mit einer Kräuterspirale. 2013 suchte Friedhild Cudennec mit ihrer Selbsthilfegruppe einen Ort, um das erworbene Kräuterwissen in die Praxis umzusetzen. Geworden ist daraus ein offener und inklusiver Garten rund um die Diakoniekirche in der Elberfelder Nordstadt. Nur zehn Gehminuten vom Wuppertaler Hauptbahnhof entfernt liegt er wie eine Insel zwischen den Häusern der Großstadt.

Der Inselgarten Wuppertal will ein Lernort sein für alle, die selbst Gemüse und Kräuter anbauen und sich im städtischen Umfeld für Artenvielfalt und Klimaschutz engagieren möchten.

Das Projekt wird von der Diakonie Wuppertal, Eigentümerin der früheren Kreuzkirche, und der evangelischen Stadtmission unterstützt. Für den Erhalt der Kirche als Glaubens- und Begegnungsort setzt sich auch der Verein „Initiative Kreuzkirche“ ein.

Kirche unterstützt das Projekt 

Das Grundstück um die Kirche war ungenutzt, als Friedhild Cudennec ihre Anfrage startete. „Ich rannte offene Türen ein“, erinnert sie sich daran, wie positiv die Gartenidee von der Diakonie Wuppertal, Eigentümerin der Kirche, und der evangelischen Stadtmission aufgenommen wurde.

Der Kirchenbau in der Elberfelder Nordstadt ist Glaubens- und Begegnungsraum zugleich. Es finden dort Gottesdienste, aber auch Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Dreimal in der Woche gibt es einen Mittagstisch für Bedürftige und nachmittags Kaffee und Kuchen für jeden, der möchte. 

Hochbeete, Pflanzkisten und Kräuterspirale

Die engagierten Gärtner befreiten zunächst einen Teil des Areals von Buschwerk und legten die Kräuterspirale an. Von einem kleinen Teich, der feuchtigkeits- und schattenliebenden Pflanzen die passende Umgebung liefert, steigt sie bis zu einer trockenen und sonnigen Etage für mediterrane Kräuter an. Auch Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, können die Anlage umfahren und die Pflanzen erreichen. „Inklusion war uns von Beginn an wichtig“, sagt Friedhild Cudennec. Später wurde an der Westseite des Kirchengebäudes Platz für Hochbeete und Pflanzkisten geschaffen.

„Der Garten ist mein Wohnzimmer. Ich freue mich besonders wenn ich merke, dass die Menschen sich hier wohl fühlen.“
Friedhild Cudennec
„Man lernt die Nachbarschaft kennen und kommt ganz schnell in Kontakt. Der Garten bringt Menschen zusammen.“
Marlon Koralewicz
„Hier ist so ein netter Ort. Ich liebe es, in der Erde zu wühlen und in Gemeinschaft mit anderen Menschen zu sein, die das auch gerne machen.“
Michèle Schuimer

Aktiv im Netzwerk Wuppertals urbane Gärten

Mehr und mehr entwickelte sich aus einem Kräuterprojekt ein Gemeinschaftsgarten für das Quartier. Die Inselgarten-Werkstatt mit Kochkursen und Angeboten rund um die Themen Ernährung, Verwendung von Lebensmitteln, Nachhaltigkeit und Naturschutz wurde eröffnet, und die Aktiven schlossen sich dem Netzwerk Wuppertals urbane Gärten an. Es verbindet seit 2015 die Gartenprojekte in der Schwebebahnstadt und verbreitet die Idee des Urban Gardening mit jährlichen Aktionswochen.

Wildwuchs ist gewollt   

„Wir versuchen eine veränderte Sichtweise darauf zu vermitteln, was schön ist an einem Garten“, sagt Friedhild Cudennec. Biodiversität soll gefördert werden. So werden im Inselgarten bewusst Wildkräuter gehegt und Pflanzen gesetzt, die Insekten – insbesondere Bienen – das ganze Jahr über Nahrung bieten. „Wir sollten nicht zwischen Unkräutern und Nutzpflanzen selektieren. Unkräuter haben wertvolle Inhaltsstoffe und sind Kraftbomben, auch für uns Menschen“, so die 70-Jährige, für die beim Gärtnern auch der Aspekt des Schöpfungserhalts sehr wichtig ist.

Ein Mann arbeitet im Garten.
Zitronenmelisse, Liebstöckel, Brombeeren, Giersch, wilde Erdbeeren und vieles mehr haben im Inselgarten ihren Platz und reichern, ebenso wie frisch geerntetes Gemüse, bei passender Gelegenheit die Gerichte des Mittagstischs an.

„Der Garten bringt Menschen zusammen“ 

Die Beete werden mittlerweile zu Jahresbeginn an Interessierte vergeben, die sich regelmäßig darum kümmern wollen. Dazu kommen Gemeinschaftsbeete, auf denen beispielsweise Kartoffeln, Bohnen und Mais angebaut werden. Die Kräuterspirale wurde 2019 erneuert.

Einfach mitmachen! Die Gartengruppe trifft sich jeden ersten und dritten Dienstag im Monat ab 18 Uhr und steht allen Interessierten offen.

Kontakt: www.wuppertaler-stadtmission.de, Friedhild Cudennec, inselgarten@wuppertals-urbane-gaerten.de.

„Es kann jeder mitmachen, der Lust darauf hat“, sagt Marlon Koralewicz. Der 29-Jährige kam vor eineinhalb Jahren wegen der Arbeit nach Wuppertal und zum Gärtnern, „um die Nachbarschaft kennenzulernen“. „Wenn man hier etwas macht, ist man dauernd im Gespräch“, sagt er schmunzelnd. „Der Garten bringt Menschen zusammen.“

Wie das Kirchengebäude wird auch das Gartengrundstück von vielen Gruppen und Initiativen aus dem Viertel genutzt. Es gibt Grillabende mit geflüchteten Menschen und kreative Aktion der Studenten-Initiative „WE ARE KIOSK“. 

Viel positive Resonanz

Überhaupt steht die Tür zum Garten immer offen, es kommen viele Besucherinnen und Besucher auch von außerhalb. Im Internet kommentiert ein Gast: „Gemüse, Blumen, Büsche und Sträucher machen diesen ,Inselgarten‘, wie er genannt wird, zu etwas Besonderem, was man so nicht an einer Kirche erwarten würde.“ 

Wuppertals urbane Gärten: In der Interessengemeinschaft Wuppertals urbane Gärten haben sich Aktive aus den offenen Gemeinschaftsgärten der Stadt zusammengeschlossen. Das Netzwerk organisiert jährliche Aktionswochen mit Workshops und Vorträgen rund ums Gärtnern, Biodiversität und die essbare Stadt. www.wuppertals-urbane-gaerten.de

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Eine Frau hält frisch geerntete Möhren

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