Interview mit Victoria Blocksdorf, Blockblocks Cleanup gGmbH, Düsseldorf

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Im Rahmen der Woche des bürgerschaftlichen Engagements 2022, veranstaltet vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), hat das Projekt MehrWert21 ein Interview mit Victoria Blocksdorf, Gründerin von Blockblocks Cleanup gGmbH, zum Thema "Kooperation mit Unternehmen" geführt.
Victoria Blocksdorf
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Blockblocks setzt sich für die Aufklärung im Bereich der Plastikverschmutzung ein, z.B. durch die Organisation von Cleanups, Umsetzung von Ausstellungen, Vorträgen, Schulworkshops und vielen weiteren Angeboten. Das Kernteam von Blockblocks besteht aus Victoria und zwei Minijobberinnen, die Anfang des Jahres über eine Förderung eingestellt werden konnten, sowie 20 bis 25 Menschen, die regelmäßig selbst aktiv werden und bei der Organisation und Umsetzung Cleanups helfen oder bei Ausstellungen und Messeständen unterstützen.

Mehr zum Thema "Kooperation mit Unternehmen" erfahrt ihr in unserem Werkzeugkasten.

Hallo Victoria! Erzähl doch mal: Was macht ihr denn überhaupt schon alles in Richtung Kooperation mit Unternehmen?

Victoria: Wir sind natürlich auf der einen Seite angewiesen auf Spenden und Unterstützung, das heißt: Wir freuen uns natürlich immer sehr, wenn Unternehmen uns ansprechen und sagen, "Wir machen eine Weihnachts-Spendenaktion für irgendein gutes Projekt und da seid ihr aufgefallen" oder "Wir würden euch gerne unterstützen". Es gibt Unternehmen, die uns angesprochen haben und gesagt haben, "Wir würden euch gerne zum einen finanziell unterstützen zum anderen aber auch mit Know-how oder mit Leistungen" – was natürlich auch total cool ist. Es gibt zum Beispiel eine Kommunikationsagentur, die haben uns angeschrieben und dann auf der einen Seite Spenden zukommen lassen, über die wir Equipment angeschafft haben, und auf der anderen Seite haben die uns dann zum Beispiel so unterstützt, dass eine Mitarbeiterin unsere Pressearbeit mit übernimmt, Pressemitteilungen rausschickt und jetzt auch wirklich offiziell unsere Presse-Ansprechpartnerin ist. Diese Agentur ist beispielsweise auch gerade dabei, einen Film für und über uns und unsere Arbeit zu produzieren – das ist natürlich total schön.

Dann machen wir natürlich auch Sachen, die wir uns bezahlen lassen. Das sind zum einen unsere Corporate Cleanups, also ein Cleanup als Team Event für eine geschlossene Gruppe an Leuten aus einem Unternehmen. Sowas berechnen wir ganz normal. Zum anderen machen wir auch Vorträge, beispielsweise auch in Kombination mit so einem Cleanup. 

Dann gibt es noch ganz viele Unternehmen, die uns schon unterstützt haben, um unseren Helfer:innen nach Cleanups kleine Goodies als Dankeschön und Inspiration für ein nachhaltiges Leben mit an die Hand zu geben. Sowas ist natürlich sehr schön für die Unternehmen, weil sie bei uns ganz gezielt eine Zielgruppe finden, die sich auch dafür interessiert, neue Sachen kennenzulernen. Ob das jetzt kompostierbare Spültücher sind, Glasstrohhalme oder fester Reiniger – das ist natürlich auch eine schöne Kooperation. Oder auch in Form von Getränken für unsere Helfer:innen haben wir mit Unternehmen schon mehrfach zusammengearbeitet, die uns dann beispielsweise nachhaltige Limo oder auch mal Bier zur Verfügung gestellt haben.

Richtung Beratung haben wir tatsächlich noch nicht so viel aufgebaut. Letztens wurden wir angesprochen, ob wir so etwas machen, also ein Unternehmen zu beraten, wie sie nachhaltiger werden können. Das geht natürlich schon einen Schritt weiter und ist ein eigenes Feld, wenn man dann wirklich in Unternehmen geht und sagt, „Das sind jetzt hier eure Problempunkte und da könnt ihr anders". Da muss man sich schon nochmal ein bisschen mehr rein arbeiten. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das tatsächlich in Zukunft kommt. Wir haben jetzt die erste Anfrage von einer Organisation, bei denen wir letztens auf einer Veranstaltung waren und gesehen haben, dass noch ganz schön viel zu tun ist. Alle Giveaways waren einzeln in Plastik eingepackt – das fanden die selbst nicht gut und fänden es nun schön wenn, wir mit der zuständigen Abteilung mal ein Gespräch führen und Inspirationen reinbringen würden. Das ist jetzt aber jetzt im ersten Schritt noch nichts, was wir gegen Bezahlung machen, sondern wir sehen jetzt einfach mal als Chance, da ein bisschen Input zu geben und hoffen, dass wir hier ein Umdenken Anstoßen und eine Veränderung in Gang bringen können.

Wie kommen diese Kooperationen zustande? Du hast ja gesagt, sie sind auf euch zugekommen - wie werden die auf euch aufmerksam?

Victoria: Öffentlichkeitsarbeit ist ganz, ganz wichtig, und ich muss ganz ehrlich sagen: Fast alle Kooperationen, die wir bisher gemacht haben, sind nicht daraus entstanden, dass wir die angeschrieben und gefragt hätten, sondern immer andersrum. Wir legen ganz viel Wert darauf unseren Instagram-Account sehr ordentlich zu pflegen, viele Videos zu machen, viel Gefühl für die Sache rüberzubringen, gute Laune, ein paar Infos und mehr. Das ist natürlich echt viel Arbeit, muss ich sagen, also ich mach das inzwischen auch nicht mehr alleine, ich hab da zwei tolle Kolleginnen aus dem Team, die mich da regelmäßig unterstützen und helfen: Das ist tatsächlich schon ein ganz wichtiger Kanal für uns. Das sind meistens Einzelpersonen, die uns cool finden, und schon lange folgen oder auch bei einem Cleanup dabei waren, und uns dann fragen, ob wir nicht mal Lust hätten, in ihrer Firma was zu machen. Darüber kommt tatsächlich ganz viel zustande. Ich glaube wirklich, Öffentlichkeitsarbeit und Self-Marketing muss einfach ganz vorne stehen, weil: Wer dich nicht kennt, kann dich nicht unterstützen, und wer dich nicht gut findet, wird nichts für dich machen wollen. Unsere Kooperation mit einem großen Unternehmen ist allerdings eher zufällig zustande gekommen. Wir hatten dort mal gefragt, ob sie uns ihre Produktion und ihre Bemühungen in Hinsicht auf recyclingfähige Produkte mal zeigen würden. Darüber sind sie auf uns aufmerksam geworden, haben uns direkt eingeladen, und wenige Tage später durfte ich da schon erste Vorträge vor den Mitarbeitern halten. Inzwischen machen wir regelmäßig Cleanups zusammen und kriegen auch Unterstützung durch das Unternehmen. Das meiste an Kooperationen kommt aber tatsächlich von alleine bei Instagram, über Facebook oder über LinkedIn, diese ganzen Social-Media-Kanäle.

Wir haben auch ein Kronkorken-Sammel-Projekt, die Düsselkronen, mit dem wir Spenden für lokale Tierschutzorganisation generieren. Das ist auch ein Ding, das uns finanziell beispielsweise gar nichts bringt, außer jeder Menge Arbeit… und natürlich den Erfolg und die Freude darüber, die Kornkorken aus der Natur zu halten und dafür zu sorgen, einen weiteren Sinn und finanzielle Unterstützung aus diesem „Müll“ für Tierschutzorganisationen zu generieren. Es ist manchmal auch im Team sehr diskutiert, ob es Sinn macht, dass wir dieses Projekt weiter vorantreiben, weil es viel Arbeit macht und nicht direkt etwas mit den Cleanups am Rhein zu tun hat. Auf der anderen Seite aber "bringt" es uns aber doch indirekt insofern was, dass es einfach viele Leute anspricht, die sagen, "Bei uns im Unternehmen fallen so viele Kronkorken an, können wir nicht auch für euch sammeln?", und dann hat man natürlich direkt einen persönlichen Kontakt. Die Mitsammler sind oft sehr begeistert von dem Projekt und dann kommt auch schnell die Frage auf, was man denn eigentlich noch gemeinsam machen könnte. So hat man auf jeden Fall schon mal einen Fuß in der Tür,  kommt weiter und kann dann auch andere gemeinsame Projekte planen.

Viele Engagierte, die unsere Seite besuchen, sind in einer Initiative. Ihr seid ja eine gGmbH. Glaubst du, ihr hättet als Initiative die gleichen Chancen gehabt?

Victoria: Das ist natürlich ein riesiger Knackpunkt und für uns damals tatsächlich auch der Punkt gewesen, warum wir irgendwann gesagt haben, wir müssen jetzt Nägel mit Köpfen machen. Da kam nämlich diese Kooperation mit einem großen Unternehmen zustande, die uns gern über ihre Stiftung unterstützen wollten, was aber als Initiative nicht ging, da wir nicht die richtige Rechtsform hatten. Deswegen wäre auf jeden Fall ratsam, wenn man irgendwas in Richtung Kooperation mit Unternehmen machen will, dass man sich auch die passende Rechtsform sucht und als gemeinnützig anerkannt wird. 

Diese Kooperationen nützen euch ja auf vielfältige Weise. Wie ist denn das zum Beispiel mit einer Beratung – da hast du ja nicht direkt einen wirtschaftlichen Nutzen, oder?

Victoria: Sowas ist aber ja auch nicht unser einziges Ziel. Also, natürlich wollen wir unsere Arbeit irgendwie finanzieren, das ist Grundvoraussetzung dafür, dass wir es weitermachen können, aber wir machen halt auch viele Dinge darüber hinaus, die uns erst mal so „nix bringen“, sondern die einfach nur der der guten Sache dienen. Wenn ich mich hinsetze und für eine Organisation recherchiere und überlege, wie die ihre Giveaways und Merchandising Artikel oder Abläufe nachhaltiger gestalten können, dann bringt mir das im ersten Schritt gar nichts, außer dass ich natürlich die Sache an sich vorantreibe und auf der anderen Seite natürlich auch, sich als ein Partner in Sachen Nachhaltigkeit zu etablieren. Und Beziehungen und Kontakte sind das A und O zu jeglicher Form der Unterstützung, die wir bekommen könnten. Aber es geht auch nicht immer nur darum zu sagen: Was habe ich oder was haben wir als Organisation davon, etwas ohne Bezahlung zu machen? Wir setzen uns eben für die Sensibilisierung und die Aufklärung in dem Bereich „Müll in unseren Gewässern“ ein und dann, finde ich, gehört es einfach dazu, dass man auch immer wieder an Veranstaltungen teilnimmt, um die Menschen mit diesem Thema zu konfrontieren, ins Gespräch zu kommen, aufzuklären, anzuregen und nachhaltige Lösungen aufzuzeigen.

Wie sieht es denn mit Spenden und Sponsoring bei euch aus?

Victoria: Tatsächlich ist Sponsoring etwas, das wir bisher noch überhaupt nicht gemacht haben. Natürlich gibt es auch einige Unternehmen, die uns auch schon angefragt haben und gerne mit ihrem Logo auf unseren Flyern, Webseiten usw. gewesen wären. Wir haben uns dann diese Unternehmen sehr genau angesehen und uns gefragt, ob diese zu uns und unseren Werten passen und dann entschieden, dass es eigentlich nicht zusammenpasst und dass die Art und Weise, wie sie sich dann bei und mit uns positionieren wollten, uns nicht gefiel. Das ist bei anderen Unternehmen, mit denen wir (nicht über ein bezahltes Sponsoring) kooperieren, eine ganz andere Sache, weil wir involviert sind, weil wir da Vorträge halten, weil wir mit den Mitarbeitern sprechen, weil sie gemeinsam Cleanups veranstalten und so weiter. Wenn jetzt jemand kommt und sagt, „wir wollen euch x Euro zahlen und dafür auf eurer Webseite unser Logo haben“, dann haben wir das bisher abgelehnt, weil die Partner eben nicht zu uns passten. Bisher sind wir auch immer noch komplett "Sponsoring-frei", was mir ganz gut gefällt und unserer Glaubwürdigkeit und Eigenständigkeit zuträglich ist.

Vielen Dank, liebe Victoria!

 

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