Inklusion: "Besser 40 Prozent machen als 100 Prozent wollen"

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Bei unserer MitWirkstatt in Kooperation mit der Aktion Mensch wurde diskutiert, wie die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung auch in nachhaltigen Initiativen erleichtert werden kann.
Screenshot: die Teilnehmenden der MitWirkstatt
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"Es ist schön, wenn bei Veranstaltungen die Behinderung kaum eine Rolle spielt." Annett Melzer strahlt, als sie das sagt. Die Hallenserin ist seit Geburt an einer seltenen und progressiv verlaufenden Wirbelsäulenfehlbildung (Klippel-Feil-Syndrom) erkrankt und auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Trotzdem ist  sie –  auch dank einer persönlichen Assistenzkraft – auf vielfältige Weise ehrenamtlich aktiv. Sie leitet nicht nur den Selbsthilfeverein KLIFS e.V., sondern gründete beispielsweise auch die erste Rollstuhltanzgruppe in Halle. Bei der MitWirkstatt des MehrWert-Projektes gab Annett Melzer einen Input, wie ehrenamtliche Initiativen Barrieren abbauen und sich auch für Menschen mit Beeinträchtigungen öffnen können.

Mit kleinen Dingen Großes bewirken 

Pandemiebedingt fand das erste Treffen im Jahr 2021 wieder online statt. In Kooperation mit der Aktion Mensch hatte das MehrWert-Team zu einem Austausch darüber eingeladen, wie Engagement inklusiv gestaltet werden kann. Ziel war es, für das Thema zu sensibilisieren und Berührungsängste abzubauen. 

Der erste Schritt, so wurde schnell deutlich, ist, sich möglicher Barrieren überhaupt erst bewusst zu werden. Die Klingel am Eingang ist zu hoch angebracht, die Website unübersichtlich, der Weg in den Gemeinschaftsgarten eine Buckelpiste und das Repair-Café nur über eine Stufe zu erreichen? Vieles kann schon mit kleinen Mitteln besser gestaltet  werden. Ob mobile Rampen selbst gebaut oder angeschafft werden, Gehwegplatten den Zugang zum Hochbeet erleichtern oder die Schrift  auf der Homepage vergrößert wird – "einfach machen, mit kleinen Dingen anfangen", lautet die Devise. 

Einladungen offen für alle gestalten

"Hinkommen, reinkommen, klarkommen" – mit diesen Schlagworten beschrieben Iris Cornelssen und Stefan Sander (Aktion Mensch) kurz und prägnant, was Barrierefreiheit ausmacht. Dazu gehört auch eine offene Einladungskultur. "Gesunde Menschen haben eine Hemmschwelle, finden keine richtige Ansprache", beschrieb es ein Teilnehmer, der selbst eine seelische Beeinträchtigung hat. Wichtig sei es, Bereitschaft zu zeigen und willkommen zu heißen. "Barrierefreiheit perfekt zu machen, ist kaum möglich. Besser 40 Prozent machen als 100 Prozent wollen", riet er.

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden die aktuelle Situation in Initiativen. Nicht alle hatten schon mit der Inklusions-Thematik zu tun. Wie barrierefrei ein Engagement umgesetzt wird, hängt oft auch von den Menschen ab, die eine Initiative starten. Gibt es da eine Beeinträchtigung, wird in der Regel eine Lösung gefunden. Eine wichtige Erkenntnis war daher, dass nach Möglichkeit etwaige Einschränkungen von vorneherein mitgedacht werden. Motto: Besser umsetzen und es wird genutzt als umgekehrt. Dies gilt beispielsweise für die Gestaltung einer barrierefreien Homepage oder die Verwendung von einfacher Sprache. Dies hilft sowohl Menschen mit einer Seh-Behinderung als auch mit Sprachproblemen. So hat die Stiftung „anstiftung“, die interkulturelle und urbane Gärten, Offene Werkstätten, Reparatur-Initiativen, Open-Source-Projekte sowie Initiativen zur Belebung von Nachbarschaften unterstützt und vernetzt, ihren Internetauftritt überarbeitet, Kontraste verbessert und das Urban-Gardening-Manifest in leichte Sprache übersetzt, berichteten Gudrun Walsch und Linn Quante.

"Austausch hat die Augen für das Thema geöffnet"

In der Feedbackrunde begrüßten alle Teilnehmenden den Austausch zum inklusiven Engagement. "Die Veranstaltung hat mir die Augen für das Thema geöffnet", meinte eine Teilnehmerin. Im September wird sich auch die Woche des bürgerschaftlichen Engagements mit Inklusion befassen, so Anna Groß vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE). 
 

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