Saisonale Ernährung – warum eigentlich?

Regionale Lebensmittel sind sehr gefragt. Allerdings muss auch die Saison stimmen, damit Früchte, Gemüse und Salat wirklich klimafreundlich sind – das zeigen unsere Beispiele.
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  • Der Anbau im Treibhaus verbraucht deutlich mehr Energie als der Anbau im Freiland.
  • Im ungünstigsten Fall wird Obst und Gemüse über weite Strecken mit dem Flugzeug zu uns gebracht.
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Vermeidet Treibhausgase: Früchte und Gemüse in Haupterntezeit aus dem Freilandanbau

Viele Menschen haben regionale Lebensmittel für sich entdeckt. Sie möchten die Herkunft ihres Essens nachvollziehen können, die heimischen Erzeuger stärken und etwas für die Umwelt und den Klimaschutz tun.

Wer dazu beitragen will, Treibhausgase zu vermeiden, sollte Früchte und Gemüse in ihrer Haupterntezeit aus dem Freilandanbau bevorzugen. Denn außerhalb der Saison müssen viele Obst- und Gemüsesorten im beheizten Gewächshaus angebaut werden. Dabei entstehen deutlich mehr CO2-Emissionen.

Im ungünstigsten Fall wird Obst und Gemüse über weite Strecken mit dem Flugzeug zu uns gebracht.

Schon gewusst? In Deutschland werden etwa ein Viertel der Treibhausgase ernährungsbedingt verursacht. Die klimaschädlichen Emissionen entstehen bei der Erzeugung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, beim Transport, der Verarbeitung bis hin zur Verwendung der Lebensmittel in Haushalt und Gastronomie einschließlich der Entsorgung.

Spargel: zur Saison 16-mal klimafreundlicher 

Heimischer Spargel hat ab Mitte April Saison und wird bis 24. Juni geerntet. Im Winter wächst er nur in wärmeren Ländern und muss mit Lkw, Schiff oder Flugzeug zu uns transportiert werden. Eingeflogener Spargel aus Peru verursacht bis zu 16-mal mehr CO2* als regionaler Spargel zur Saison.

Kopfsalat: von Mai bis Oktober am besten frisch vom Feld

Heimischer Kopfsalat kann von Mai bis Oktober vom Feld geerntet werden. Im Winter wächst er nur im beheizten Gewächshaus und verursacht so bis zu fünfmal mehr CO2* als regionaler Kopfsalat zur Saison. In den kalten Monaten sind winterharte Salatsorten die bessere Wahl.

Erdbeere: lieber vom Feld im Sommer als eingeflogen im Winter

Heimische Erdbeeren haben von Juni bis September Saison. Im Winter werden sie aus wärmeren Ländern zu uns gebracht. Der Transport von Erdbeeren, die mit dem Flugzeug aus Ägypten zu uns kommen, verursacht bis zu 60-mal mehr CO2* als der Transport von Erdbeeren aus der Region.

Kirsche: wird tonnenweise eingeflogen

Schon gewusst? Die Kirsche gehört zu den am häufigsten mit dem Flugzeug nach Deutschland importierten Obstarten.

In 2008 wurden rund 280 Tonnen Süßkirschen eingeflogen. Die eingeflogenen Kirschen kommen dabei aus Kanada, Chile und den USA. Die meisten Süßkirschen werden aber aus der Türkei importiert, was mindestens 2.000 Kilometer im gekühlten Lastwagen erfordert. In Deutschland wird die Süßkirsche vor allem in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern angebaut. Aber auch in Nordrhein-Westfalen sind Kirschen von Juni bis August frisch vom Baum zu haben.

Himbeere: am besten saisonal aus der Region

Himbeeren können im Zeitraum Juni bis August aus heimischem Anbau bezogen werden. In 2017 wurden in Deutschland 6.400 Tonnen Himbeeren geerntet. Mehr als die Hälfte stammte aus dem sogenannten geschützten Anbau: Die Sträucher wachsen unter hohen, begehbaren Schutzabdeckungen. Dies ist mit einem großen Materialaufwand verbunden, doch auf diese Weise werden deutlich höhere Erträge als im Freiland erzielt. Geschützt heißt aber nicht beheizt. Deshalb sind saisonale Himbeeren aus Deutschland oder der Region besser fürs Klima als Früchte aus Übersee. 

Schon gewusst? Die empfindlichen Beeren legen die weiten Strecken meist mit dem Flugzeug zurück – im Winter zum Beispiel aus Mexiko.

Orange: im Sommer mit besonders langem Weg

Orangen werden im Handel das ganze Jahr über angeboten. Die beliebte Zitrusfrucht hat im Winter durchaus ihre Berechtigung als vitaminreiche Ergänzung des Speiseplans. Von Dezember bis April stammen die Orangen überwiegend aus Spanien, Griechenland, Italien, Marokko, der Türkei und Ägypten. In den Sommermonaten allerdings kommen sie vorwiegend aus Übersee – wie Südafrika, Argentinien, Uruguay und Brasilien – und haben somit einen besonders langen Weg hinter sich gebracht. Klimabewusste Verbraucher greifen dann eher auf das reiche Angebot heimischer Sommerfrüchte zurück.

Ist der gelagerte deutsche Apfel immer klimafreundlicher als der importierte aus Übersee?

Was ist klimafreundlicher – der lange im Kühlhaus gelagerte deutsche Apfel oder doch der importierte aus Neuseeland? Auf diese häufig gestellte Frage geben verschiedene Untersuchungen eine Antwort. So ist laut dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) selbst ein sechs Monate lang gelagerter Apfel aus der Region aus Klimaschutzsicht noch einem neuseeländischen Apfel vorzuziehen. Danach jedoch „kippt“ die Bilanz.

Schon gewusst? Zwischen April und August hat der saisonale Apfel aus Neuseeland einen geringeren ökologischen Rucksack als der deutsche Apfel, der zwischen August und Oktober geerntet und dann eingelagert wurde (Wuppertal Institut 2016). 

Wer auch im Frühsommer nicht auf Äpfel verzichten möchte, sollte sich nach seinen persönlichen Prioritäten richten:

Der regionale Einkauf unterstützt den heimischen Apfelbauern, trägt dazu bei, die Restbestände aufzubrauchen und kann auch besondere Anbauformen fördern: Äpfel von Streuobstwiesen werden nahezu oder vollkommen pestizid- und mineraldüngerfrei erzeugt und die extensive Nutzung der Wiesen fördert die biologische Vielfalt.

Wer sich für importierte Ware entscheidet, kann mit der Wahl von Bio-Äpfeln bewusst den Ökolandbau in anderen Ländern unterstützen. Dies ist auch meist aus Klimaschutzsicht ein guter Entschluss: Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft verbrauchen Bio-Bauern bei der Produktion nur ein Drittel an fossiler Energie, da sie auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichten, die mit einem hohen Verbrauch an Energie erzeugt werden.


* Vereinfacht wird nur von CO2 gesprochen, obwohl stets CO2-Äquivalente und damit alle Treibhausgase gemeint sind.

Erdbeeren in einer Erntekiste

Klimafreundliche Ernährung

Wie wir uns ernähren, hat große Auswirkungen auf Umwelt und Klima. 

 

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