Müll vermeiden – auch in Corona-Zeiten

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Bei unserer Online-MitWirkstatt in der Europäischen Woche der Abfallvermeidung wurden Ideen zusammengetragen, wie das persönliche und gemeinschaftliche Engagement für Ressourcenschonung vorangebracht werden kann.
Screenshot: Die Teilnehmer*innen

Bei unserer Online-MitWirkstatt in der Europäischen Woche der Abfallvermeidung wurden Ideen zusammengetragen, wie das persönliche und gemeinschaftliche Engagement für Ressourcenschonung vorangebracht werden kann.

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"Gemeinsam aktiv für Abfallvermeidung in Corona-Zeiten" –  so lautete der Titel der dritten MitWirkstatt in diesem Jahr. 19 Teilnehmende machten bei dem Online-Workshop mit, darunter Vertreterinnen und Vertreter von zehn Nachhaltigkeits-Initiativen wie Reparatur-Café, Tauschring und Transition Town. Passend zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung drehte sich das digitale Treffen diesmal um die Verringerung des Müllaufkommens und das Thema Ressourcenschonung.

Umweltexperte Philip Heldt erklärt gesetzliche Rahmenbedingungen 

Philip Heldt, Experte der Verbraucherzentrale NRW für Abfall und Ressourcenschutz, Wasser und Umweltgifte, erläuterte zu Beginn die deutschen und europäischen Regelungen und Gesetzgebungen –  vom Kreislaufwirtschafts- über das Verpackungsgesetz und die Einwegkunststoff-Verbotsverordnung bis zur EU-Plastikstrategie. Der Umweltfachmann sieht trotz der Fülle an Gesetzen und Verordnungen aus Sicht der Umwelt wie auch der Verbraucherinnen und Verbraucher viele Schwächen und Mängel.

Manche Regelungen gegen Abfälle wenig ambitioniert

Beispiel Verpackungsgesetz: „Es gibt darin keine Hersteller- und Produktverantwortung“, erklärte Philip Heldt. "Viele Getränkeverpackungen sind beispielsweise unbepfandet und man fragt sich, warum – da haben sich Lobbyisten wohl durchgesetzt. Das Gesetz ist nicht verbraucherfreundlich."

Auch die deutsche Verordnung gegen Einwegkunststoff stelle nur eine minimale Umsetzung europäischer Vorgaben dar. Denn das Verbot betrifft nur Plastik. Andere Einwegprodukte, zum Beispiel aus Aluminium, bleiben erlaubt. "Wenn Deutschland als Land mit gutem Müllentsorgungssystem nur das Nötigste tut, ist das peinlich", so Philip Heldt. 

Welche Länder es heute schon besser machen als wir, lautete eine der Fragen aus dem Plenum. „Ärmere Länder sind in der Müllvermeidung viel besser, da es dort eine insgesamt ressourcenschonendere Nutzung gibt“, sagte Heldt. Hier müssten wir auch über unseren Lebensstil nachdenken. Dies gelte auch bei der Nutzungsdauer von Elektrogeräten. Als Beispiele für eine bessere Mülltrennung nannte er Norwegen oder Japan. 

Zwei Barcamp-Sessions zur Ideensammlung und zum Erfahrungsaustausch

Um gute Ideen zur Müllvermeidung im Alltag sowie zur Umsetzung von gemeinsamen Maßnahmen in Corona-Zeiten ging es dann bei zwei Barcamp-Sessions. Erfahrungen wurden ausgetauscht und Vorschläge gesammelt. "Leitungswasser zu nutzen, ist die einfachste Form, auf Verpackungen im Alltag zu verzichten –  und auch die günstigste!", lautete beispielsweise ein praktischer Tipp einer Teilnehmerin. Wie eine Studie im Auftrag des gemeinnützigen Vereins "a tip: tap" ergab, verursacht Leitungswasser zudem fast 600-mal weniger CO2-Emissionen pro Liter im Vergleich zu Mineralwasser aus Mehrweg-Flaschen. 

Viel Nachholbedarf gibt es jedoch noch beim Thema "Unverpackt einkaufen im Supermarkt".  Ob ungeschultes Personal, unterschiedliche Kassensysteme und Waagen, verschiedene Größen bei Mehrwegnetzen –  für Verbraucherinnen und Verbraucherinnen stellen sich zahlreiche Herausforderungen, wurde in der Gruppe angemerkt. Bei Unverpackt-Produkten wiederum gilt es, dasjenige zu finden, das zu den eigenen Wünschen und Ansprüchen passt. Nützliche Hilfen können Apps darstellen, zum Beispiel gegen Lebensmittelverschwendung. 

Engagement zum Beispiel für Reparaturen derzeit erschwert

Aufgrund der Corona-Krise mussten Repair-Cafés in diesem Jahr zeitweilig komplett schließen, viele können auch momentan wieder nur eingeschränkt aktiv sein. Generell sind persönliche Treffen erschwert.

Wie man dennoch die Motivation der Engagierten hoch halten und die Menschen für Themen wie Reparatur, Upcycling oder Zero Waste interessieren kann, wurde in der zweiten Session diskutiert.

Digitale Workshop-Angebote, telefonische Beratung, Reparaturen ohne persönlichen Kontakt oder per Erklär-Video waren einige der Lösungsideen. Andere Teilnehmende berichteten von erfolgreichen Hashtag-Kampagnen – beispielsweise zur Bewerbung von Müllsammel-Aktionen. Ganz wichtig sei es auch, immer wieder über Erfolge zu berichten. 
 

Eine Workshop-Folie und die Moderator*innen
Das Moderationsteam vom Projekt MehrWert


Digitale Tools nutzen – Vernetzung fortsetzen 

In der abschließenden Plenums- und Feedback-Runde diskutierten die Teilnehmenden auch über die vielen Online-Seminare, die aktuell angeboten werden. Neben Lob aus der Runde ("Ich hätte sonst nicht an der Veranstaltung teilnehmen können") gab es auch Diskussionen über die Zukunft solcher Formate nach Corona. "Das Gute daran ist: Menschen haben keine Angst mehr vor Video-Konferenzen und der Nutzung anderer digitaler Tools wie Padlets, digitalen Notizblöcken und virtuellen Flyerauslagen", resümierte Tim Schwermer vom MehrWert-Projekt. Das helfe auch, die Vernetzung zu verbessern und den Engagement-Prozess zu verstetigen.

Insgesamt begrüßten die Teilnehmenden die MehrWert-Angebote und freuen sich auf mehr Vernetzung in 2021. Ob online oder offline: Die nächste MitWirkstatt ist für das erste Quartal 2021 geplant. 

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