Erprobte Formel aus den Niederlanden
Was braucht es also, um erfolgreich engagierte Verstärkung zu gewinnen und zu halten? Bei der digitalen MitWirkstatt des MehrWert-Projekts stellte Stephanie Krause, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in NRW (lagfa NRW e.V.), die in den Niederlanden erprobte Formel „5xB“ vor. „In den Niederlanden sind sie uns um 20 Jahre voraus“, erläuterte Krause, die auch die Freiwilligenagentur in Hagen leitet, in ihrem Input.
„5xB“ steht für „Binnenhalen“ (Werbung), „Begeleiden“ (Begleitung), „Belonen“ (Anerkennung), „Behouden“ (Binden) und „Beeindigen“ (Abschluss). Am Beginn einer Strategie der Mitgliederwerbung steht laut Krause auch eine ehrliche Selbstreflexion: „Sind wir überhaupt offen für neue Leute?“ Oder hat man die Initiative vor 10,15 Jahren gegründet und „will zusammen alt werden“? Wer passt zu uns? An einer digitalen Pinnwand trugen die 26 Teilnehmenden anschließend zusammen, wie sie bislang auf Interessierte zugehen.
Patenschaften oder Mentoren helfen den Neuen beim Einstieg
Zeitaufwändig, aber unbedingt notwendig ist in dem „5xB“-Konzept die Begleitung von neuen Mitgliedern bei ihrem Einstieg ins Engagement. Ob Mentoren oder Patenschaften – wichtig ist, dass die Interessierten „abgeholt“ und aktiv integriert werden. „Patenschaften haben sich bei uns auch unter Corona bewährt, weil man sich sogar zu zweit treffen kann“, berichtete Gabriele Surudo von Transition Town Neuss.
Sinn und Spaß gehören dazu
Motive fürs Engagement sind vielfältig. Drei Aspekte gehören aber immer dazu: Spaß haben, die Gesellschaft verändern und mit anderen Menschen zusammen sein. Über den Sinn des Engagements für einen gesellschaftlichen Wandel gilt es immer wieder zu informieren und damit zu überzeugen. Aber der Spaß am Zusammensein und am gemeinsamen Tun ist nicht zu vernachlässigen. Stephanie Krause brachte es prägnant auf den Punkt: "Die richtigen Personen sind wichtig im Ehrenamt. Ansonsten kann ich auch arbeiten gehen."
Begeisterte Mitglieder sind schließlich auch die besten Werber für die Initiative. Und wenn es nicht (mehr) passt, dann muss auch der Abschied thematisiert und ein gutes Auseinandergehen organisiert werden. "Man muss auch akzeptieren, wenn es mal Lücken und Leerstellen gibt oder sogar etwas ausstirbt."
Passende Leute finden mit der Persona-Methode
In Kleingruppen wurden anschießend mit der sogenannten Persona-Methode Ideen entwickelt, wie Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen für das Engagement in nachhaltigen Initiativen gewonnen werden können. „Mitgliederwerbung endet nie“, sagte Stephanie Krause. Dabei wurde es kreativ unter den Teilnehmenden. Für alle fiktiven Personen mit ihren unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen wurden Möglichkeiten zur Beteiligung gefunden. Viele der Teilnehmenden nehmen dies nun als Anstoß, auch neue Zielgruppen als Mitglieder anzusprechen und für jede:n die richtige Form des Engagements zu finden. Damit diese auch länger engagiert bleiben.