Kita-Essen: Fast ein Fünftel wird weggeworfen

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Messungen des Projekts MehrWertKonsum in 17 Kindertageseinrichtungen haben eine durchschnittliche Abfallquote von 19 Prozent ergeben. Bei Grund- und weiterführenden Schulen landet im Schnitt sogar ein Viertel der produzierten Speisen im Müll.
Eine Waage und Tellerreste
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Wie viel der in Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen zubereiteten Speisen wird weggeworfen? Und was lässt sich dagegen tun, dass Essen im Müll landet? Das untersucht die Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Projekts MehrWertKonsum gemeinsam mit Einrichtungen aus ganz NRW. Ziel ist es, Lebensmittelabfälle zu reduzieren und eine klimafreundliche Verpflegung zu unterstützen.

Speiseabfälle werden erfasst und bewertet

Aus 17 Kindertagesstätten, acht Grund- und sieben weiterführenden Schulen liegen nun erste Ergebnisse vor. An jeweils zehn Tagen wurden die angebotenen Speisen und die in der Essensausgabe sowie auf den Tellern verbliebenen Reste erfasst und bewertet. Im Bereich der Kita-Verpflegung gibt es damit erstmals Zahlen zu Lebensmittelabfällen.

Kitas zwischen Best Practice und hohem Handlungsbedarf

Bei den Kitas beträgt die durchschnittliche Abfallquote 19 Prozent. Das Spektrum reicht von fünf Prozent in einer vorbildlichen Einrichtung bis hin zu einer Kita mit 56 Prozent, wo dringender Handlungsbedarf besteht. „In der Zusammenarbeit hat sich gezeigt, dass es kein Patentrezept gibt, weil die Gründe für Speiseabfälle in jeder Kita anders sind und es eigene Lösungen braucht“, so Diplom-Ökotrophologin Antonia Blumenthal, die die Abfallmessungen leitete. Teilweise sind die Portionen für Kinder zu groß oder es wird weniger gegessen, wenn es den kleinen Mittagsgästen nicht schmeckt. Von Vorteil ist, dass in den meisten Tageseinrichtungen vor Ort gekocht wird. Das erleichtert den Austausch zwischen Küchenkräften, Kitaleitung, Eltern und Kindern, um bedarfsgerecht zu produzieren.

Grundschulen: Viele Gründe für Speiseabfälle

In den acht von MehrWertKonsum begleiteten Grundschulen wurde eine durchschnittliche Abfallquote von 38 Prozent ermittelt. Allerdings fielen in den Messzeitraum einige Sommertage mit großer Hitze, die das Ergebnis verzerrt haben könnten. „Hier erwarten wir durch weitere Messungen noch genaue Aufklärung“, erklärt Blumenthal. Ob hohe Temperaturen, Grippewelle, spontane Ausflüge oder neu eingeführte Gerichte - alles Gründe, die Schulküchen oder Caterern eine gute Planung und bedarfsgerechte Kalkulation erschweren. 

Weiterführende Schulen: Messergebnisse bestätigen Forschungsprojekt

Bei den weiterführenden Schulen beträgt die Abfallquote 25 Prozent. Es wird also durchschnittlich ein Viertel der Speisen am Ende des Verpflegungstages weggeworfen. Die Bandbreite der Abfallrate lag zwischen 13 und 40 Prozent der produzierten Speisen. Bereits im Forschungsprojekt REFOWAS (REduce FOod WAste) kam die Verbraucherzentrale NRW bei Abfallmessungen in Schulen zu vergleichbaren Ergebnissen. 

Abfallarme Verpflegung dauerhaft etablieren

„Wir werden immer wieder gefragt, welches Verpflegungssystem oder welche Ausgabeform besonders abfallarm ist“, so Blumenthal. „Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Abfallmengen stark vom Engagement der Akteure und den Rahmenbedingungen in Kitas und Schulen abhängig sind. Deshalb ist wichtig, Küchen- und Lehrpersonal, Kinder, Jugendliche, Eltern sowie die Träger ,mitzunehmen‘ und aktiv zu beteiligen.“

Alle am MehrWertKonsum-Projekt teilnehmenden Einrichtungen erhalten deshalb detaillierte Ergebnisberichte und individuell zugeschnittene Handlungsempfehlungen. Die erste Umsetzung wird von der Verbraucherzentrale NRW unterstützt, damit die Schulen und Kitas anschließend selbstständig und dauerhaft gegen Lebensmittelabfälle aktiv werden können. 

Nächster Schritt: Klimafreundlicher Speiseplan

Wird weniger Essen weggeworfen, entlastet das nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das Budget für die Verpflegung. Die eingesparten Mittel für Rohwaren und Abfallentsorgung können für eine Verbesserung des Verpflegungsangebotes eingesetzt werden, beispielsweise für attraktive, klimafreundliche Gerichte. Deshalb führt das MehrWertKonsum-Projekt in allen beteiligten Einrichtungen auch einen Speiseplan-Check auf der Grundlage der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) durch und bezieht zusätzlich die Klimabilanz der verwendeten Lebensmittel mit ein. So erhalten die Kitaküchen und der Schulmensen Hinweise, wie sie beispielsweise durch mehr vegetarische Angebote den Speiseplan klimafreundlicher gestalten können. 

Weitere Messungen folgen

Bis September 2021 unterstützt das Projekt MehrWertKonsum viele weitere Schulen und Kindertagesstätten dabei, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und eine klimafreundliche Verpflegung zu etablieren. Die Abfallmessungen und Speiseplan-Checks werden durch verschiedene Informations- und Bildungsangebote begleitet. Küchenkräfte und Verpflegungsverantwortliche haben die Möglichkeit, an kostenlosen Fortbildungen teilzunehmen.

Gemeinsam mit Schulen und Kitas und ihren Verpflegungspartnern wie Caterern und Mensavereinen entwickelt das Projekt MehrWertKonsum jeweils passgenaue Ansätze für ein attraktives und klimafreundliches Verpflegungsangebot. Ziel ist es, Lebensmittelabfälle zu reduzieren und den Einsatz von regionalen und saisonalen Produkten zu fördern. Mehr Infos

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