Was bürgerschaftliche Initiativen in der Krise stark macht

Stand:
Vor welchen Herausforderungen standen Gruppen, die sich für nachhaltigen Konsum einsetzen, in der ersten Phase der Corona-Pandemie und wie haben sie sie bewältigt? Welche spezielle Unterstützung benötigen sie? Das hat das MehrWert-Projekt in einer Befragung untersucht. 
Eine junge Frau trägt einen schwarzen Mund-Nasen-Schutz
  • Zwölf lokale Initiativen aus NRW gaben in ausführlichen Interviews Auskunft.
  • Ob Foodsharing, Gemeinschaftsgarten, Solidarische Landwirtschaft oder Reparatur- und Upcycling-Initiative: Engagierte fanden kreative Lösungen im Umgang mit Kontaktbeschränkungen.
  • Unterstützungsbedarf besteht vor allem hinsichtlich Finanzierung und Umsetzung von behördlichen Vorgaben. 
  • MehrWert-Projekt entwickelt Handlungsempfehlungen, die lokalen Nachhaltigkeits-Initiativen in Krisenzeiten stärken.
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Gemeinsam aktiv werden, offene Räume schaffen, basisdemokratisch entscheiden – das zeichnet bürgerschaftliche Initiativen für nachhaltigen Konsum wie Gemeinschaftsgärten, Reparatur-Cafés oder Solidarische Landwirtschaften aus.

Wie gingen diese Gruppen mit den Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus wie Kontaktbeschränkungen, Raumschließungen und Hygienevorschriften um? Welche besonderen Herausforderungen stellen sich für freiwillig engagierte Gruppen in der Corona-Situation, welche Lösungen entwickeln sie und wo brauchen sie spezielle Unterstützung?

Das wollte das Projekt MehrWertKonsum der Verbraucherzentrale NRW erfahren und hat deshalb in der ersten Phase der Corona-Krise eine Befragung bei lokalen Initiativen beauftragt.

Zwölf lokale Initiativen aus NRW gaben in ausführlichen Interviews Auskunft

Das Institut com.X führte zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 ausführliche Interviews mit zwölf Vertreterinnen und Vertreter von Foodsharing-Initiativen, Gemeinschaftsgärten, Reparatur- und Upcycling-Initiativen und Solidarische Landwirtschaften und wertete die Erkenntnisse aus.

Deutlich wurde dabei zunächst, dass die Herausforderungen zu Beginn der deutschlandweit geltenden Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen andere waren als im weiteren Verlauf, in der Phase der Lockerungen und beim Übergang in die „neue Normalität“. Unterschiede zeigen sich auch zwischen Initiativen, die für ihr Engagement auf (geschlossene) Räume angewiesen sind und solchen, die überwiegend im Freien aktiv werden, wie beispielweise Urban Gardening-Gruppen und Landwirtschaftsgemeinschaften. Letztere konnten zum Teil deutlich früher wieder ihre Aktivitäten aufnehmen.

Digitale Kommunikation und Entscheidungen durch Kernteams

Um in Kontakt zu bleiben und ihren Informations- und Kommunikationsbedarf zu befriedigen, reagierten die befragten Initiativen mit mehr oder minder ausgeprägten Digitalisierungs-Bemühungen. Alle vorhandenen digitalen Kanäle wurden in dieser Zeit verstärkt genutzt. Als Ersatz für Team-Besprechungen oder Plenums-Sitzungen kamen beispielsweise Video-Konferenzen zum Einsatz.

Als besonders herausfordernd erwies sich dennoch die Notwendigkeit, in der Krisensituation schnell zu Entscheidungen zu kommen – beispielsweise darüber, ob das Engagement überhaupt aufrechterhalten wird und wie. Das Ideal basisdemokratischer Entscheidungen im Plenum aller Mitglieder war nicht immer erreichbar, oft musste das „Kernteam“ der besonders intensiv Engagierter entgegen dieses Anspruchs entscheiden.

Kommunen, Institutionen und Verbände als Unterstützer

Die andauernde Krise führte jedoch auch dazu, dass sich Mitglieder (nicht nur des Kern-Teams) zeitlich, körperlich und psychisch belastet fühlten. Komplexe Antrags- und Bewilligungsprozesse für finanzielle Unterstützung, undurchsichtige Zuständigkeiten bei lokalen Behörden, mangelnde Informationen über die jeweils geltenden Vorschriften sowie hohe Anforderungen an Hygienekonzepte stellten für die freiwillig Engagierten besondere Schwierigkeiten dar.

Hier können Kommunen, Institutionen und Verbände auch im Hinblick auf die Zukunft die Gruppen unterstützen, indem sie beispielsweise lokale Netzwerke fördern, feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner schaffen, niedrigschwellig Zugang zu Zuschüssen und Fördergeldern gewähren und hilfreiche Checklisten und Vorlagen zu behördlichen Verordnungen anbieten. 

„Es war nicht leicht. Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen und haben auch während Corona Einiges erreichen können!“

Initiativen leisten Beiträge zur gesellschaftlichen Bewältigung der Krise

Insgesamt haben lokale Nachhaltigkeits-Initiativen in der ersten Phase der Corona-Pandemie flexibel und kreativ auf die neuen Herausforderungen reagiert und viele Schwierigkeiten für ihr Engagement selbst gemeistert. Darüber hinaus leisteten sie auch wichtige Beiträge, um die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen, zum Beispiel durch Nähen von Alltagsmasken, die Verteilung geretteter Lebensmittel an Bedürftige während der Schließung der Tafeln oder die Organisation von Nachbarschaftshilfen. 

Und einige der befragten Initiativen haben sogar verstärkte Aufmerksamkeit und überraschenden Zulauf erfahren. Denn viele Menschen wollten trotz und wegen des allgemeinen Krisen-Gefühls aktiv werden, etwas Sinnvolles und Nachhaltiges tun, im Freien aktiv sein oder auch Zeichen der Solidarität setzen.  

Die Erkenntnisse aus der Befragung gibt es hier als Kurzfassung zum Download.

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